Lindemann Law

Actively Managed Certificates und Schweizer Steuerfallen

Was sind Actively Managed Certificates und warum sind sie eine beliebte Form der Geldanlage?

Actively Managed Certificates (AMCs) sind strukturierte Finanzinstrumente, die es Anlegern ermöglichen, über ein einzelnes, handelbares Wertpapier Zugang zu einem professionell verwalteten, dynamisch angepassten Portfolio zu erhalten. Sie kombinieren Merkmale strukturierter Produkte und aktiv verwalteter kollektiver Kapitalanlagen und ermöglichen es Vermögensverwaltern, die zugrunde liegenden Vermögenswerte entsprechend der Marktentwicklung oder strategischen Vorgaben anzupassen. AMCs können verschiedene Anlageklassen als zugrunde liegende Vermögenswerte haben und ermöglichen flexible Anlagestrategien, darunter ein breites Spektrum von Vermögenswerten wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Immobilien, digitale Währungen und sogar private Marktanlagen in einem Instrument.

Während Investitionen in AMCs ähnliche Vorteile wie Investitionen in kollektive Kapitalanlagen bieten, haben AMCs mehrere Vorteile gegenüber traditionellen kollektiven Kapitalanlagen. Nach der Emission erhalten AMCs eine ISIN und können an Sekundärmärkten gehandelt werden, was den Anlegern Liquidität verschafft. Sie vereinfachen das Portfoliomanagement, indem sie die Anzahl der Transaktionen und den administrativen Aufwand reduzieren. Schliesslich ermöglichen AMCs den Zugang zu Anlagestrategien und Anlageklassen, die oft institutionellen Anlegern vorbehalten sind, jedoch mit relativ niedrigen Mindestanlagebeträgen.

Wie werden AMCs mit Aktien und Rohstoffen als Basiswert für Einkommenssteuerzwecke behandelt?

Die Eidgenössische Steuerverwaltung behandelt AMCs für Einkommenssteuerzwecke wie kollektive Kapitalanlagen. Folglich werden alle Ausschüttungen, Zahlungen oder Disagios sowie reinvestierte Beträge als steuerbares Einkommen betrachtet. Wenn der Emittent des AMC einen Schweizer Steuerbericht erstellt, der Kapitalgewinne separat ausweist, sind solche Kapitalgewinne für in der Schweiz ansässige Privatanleger steuerfrei.
Es gibt jedoch eine Sonderbehandlung für AMCs, die folgenden Bedingungen erfüllen:

  • die im Index oder Korb enthaltenen Aktien werden während der Laufzeit des Zertifikats nach genau definierten und vorgegebenen objektiven Kriterien (wie Marktkapitalisierung, Liquidität, Kurs-Gewinn-Verhältnis usw.) ausgewählt und verwaltet,
  • und diese Kriterien sind im Term Sheet festgelegt und bleiben während der Laufzeit des Zertifikats unverändert.

Wenn diese beiden Voraussetzungen erfüllt sind, werden die AMCs für Steuerzwecke als passive Basket- oder Index-Zertifikate behandelt, was bedeutet, dass alle Gewinne aus den Zertifikaten als private Kapitalgewinne gelten und für in der Schweiz ansässige Privatanleger steuerfrei sind. Nur Ausgleichszahlungen und das ursprüngliche Disagio werden als steuerbares Einkommen behandelt. Kapitalgewinne müssen daher nicht separat vom Emittenten ausgewiesen werden.

Wie werden AMCs mit festverzinslichen Instrumenten als Basiswert für Einkommenssteuerzwecke behandelt?

Solche AMCs mit festverzinslichen Instrumenten als Basiswert werden in der Schweiz für Einkommenssteuerzwecke wie Anleihen behandelt. Das bedeutet, dass alle Zahlungen, wie Zinsen oder Disagios, als steuerbares Einkommen gelten. Private Kapitalgewinne aus dem Verkauf solcher Zertifikate sind in der Regel steuerfrei.

Gibt es besondere Steuerregeln für AMCs mit kollektiven Kapitalanlagen als Basiswert?

Ja, es gibt besondere Steuerregeln für AMCs mit kollektiven Kapitalanlagen als Basiswert. Solche AMCs gelten für Schweizer Steuerzwecke als steuerlich transparente Anlagen, was bedeutet, dass alle steuerpflichtigen Einkünfte auf Ebene der zugrunde liegenden kollektiven Kapitalanlage — einschliesslich sowohl ausgeschütteter als auch thesaurierter Erträge — direkt dem Anleger zugerechnet und als Einkommen besteuert werden. Kapitalgewinne, die von der zugrunde liegenden kollektiven Kapitalanlage realisiert werden, sind für Privatanleger in der Regel steuerfrei, sofern sie separat ausgewiesen oder mit einem separaten Coupon ausgeschüttet werden. Diese Behandlung gilt unabhängig davon, ob die kollektive Kapitalanlage schweizerisch oder ausländisch ist, und stellt sicher, dass die steuerlichen Konsequenzen für den Anleger die tatsächlich auf der Ebene der kollektiven Kapitalanlage erzielten Erträge und Gewinne widerspiegeln.

Wie werden AMCs für Quellensteuer- und Stempelzwecke behandelt?

Die Schweizer Verrechnungssteuer wird in Höhe von 35 % auf steuerpflichtige Zahlungen abgezogen und kann die Rendite einer Anlage erheblich schmälern. AMCs, die von Schweizer Emittenten ausgegeben werden, unterliegen jedoch in der Regel nicht der Schweizer Verrechnungssteuer auf Ausschüttungen, Zahlungen oder Disagios, ausser im Fall von AMCs mit festverzinslichen Instrumenten (Anleihen) als Basiswert oder in Fällen von Steuerumgehung.

Bei AMCs mit Anleihen als Basiswert unterliegen die Zahlungen der Schweizer Verrechnungssteuer, wenn ein solcher AMC von einem Schweizer Emittenten ausgegeben wird.

Hinsichtlich der Schweizer Stempelsteuer unterliegen AMCs auf Anleihen der Stempelsteuer, wenn sie eine Laufzeit von mindestens einem Jahr haben. Zertifikate mit kürzerer Laufzeit (weniger als ein Jahr) gelten als Geldmarktinstrumente und sind von der Stempelsteuer befreit. Für AMCs mit Aktien, Rohstoffen oder kollektiven Kapitalanlagen als Basiswert hängt die Stempelsteuerbehandlung vom Emittenten ab: Wird das AMC von einem Schweizer Emittenten ausgegeben, ist es in der Regel von der Stempelsteuer befreit. Wird es von einem ausländischen Emittenten ausgegeben, fällt beim Handel über einen Schweizer Effektenhändler (z.B. eine Schweizer Bank) die Schweizer Stempelsteuer von 0,15 % pro Gegenpartei an.

Unser erfahrenes Team von LINDEMANNLAW steht bereit, Sie bei Fragen zu Actively Managed Certificates, Schweizer Steuern und regulatorischen Themen zu unterstützen. Kontaktieren Sie uns noch heute für klare, praxisorientierte Rechtsberatung.

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