Spätestens seit Februar 2022 ist international tätigen Unternehmen und Unternehmern schmerzlich bewusst, dass politische Risiken erheblich sind. Aus der Verhaltensforschung wissen wir, dass Menschen Ereignisse unterschätzen, die unwahrscheinlich sind, aber eine grosse Wirkung haben. Neben den enormen Auswirkungen auf das Leben vieler Menschen werden diese Ereignisse auch das Geschäftsumfeld vieler Unternehmen – selbst in unbeteiligten Ländern – massiv verändern.
Das Jahr 2024 wird für die Befürworter von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit nervenaufreibend sein. Mehrere Wahlen rund um den Globus werden eine Neubewertung der (geo)politischen Risiken aller Akteure erfordern: Staaten, Einzelpersonen, wirtschaftlich tätige Unternehmen, Stiftungen und gemeinnützige Organisationen.
2. Juni Mexiko
Eines ist sicher: Der nächste Präsident von Mexiko wird eine Frau sein. Claudia Sheinbaum und Xochitl Galvez kandidieren für dieses Amt. Sheinbaum ist die ehemalige Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt und eine Anhängerin des derzeitigen populistischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador. Galvez wird von einer Koalition von Oppositionsparteien unterstützt. Beide versprechen eine wirtschaftsfreundlichere Politik als die ihres Vorgängers. Doch was sie versprechen, muss nicht unbedingt eingehalten werden. Es ist so gut wie sicher, dass Claudia Sheinbaum das Rennen gewinnen wird. Die Präsidentschaftswahlen sind nicht das Einzige, was zu beachten ist. Die Mexikaner werden auch die beiden Kammern des Kongresses sowie neun Gouverneure der Bundesstaaten, mehrere kommunale Parlamente und andere lokale Ämter wählen. Es ist wichtig, die Auswirkungen der Wahlen in ihrer Gesamtheit zu bewerten.
6 bis 9. Juni: Europawahlen
400 Millionen EU-Bürger werden ein neues Europäisches Parlament mit 720 Abgeordneten wählen. Diese Wahl bestimmt auch, wer den Vorsitz der Europäischen Kommission übernimmt.
Nachdem nationalistische Parteien in mehreren EU-Ländern zugelegt haben, ist zu erwarten, dass sich auch das EU-Parlament in diese Richtung bewegen wird. So wird zum Beispiel erwartet, dass die rechtsnationalistische Gruppe „Identité et Démocratie“ (ID) Sitze gewinnen wird. „Europe Elects“, eine auf überprüfbaren Wahldaten basierende Informationsplattform, schätzt, dass sie drittstärkste Kraft im EU-Parlament werden könnte. Ein EU-Parlament, das gegen die EU ist? Wohl kaum, denn selbst dann würde ihr Anteil unter 15 % der Sitze bleiben. Allerdings werden die anderen Gruppierungen viel mehr Koordination benötigen.
5. November: USA
Die wichtigste Wahl für die Welt ist die Präsidentschaftswahl in den USA. Nach dem Sieg von Donald Trump bei den Vorwahlen in New Hampshire und sogar in South Carolina, dem Heimatstaat seiner letzten Konkurrentin Nikki Haley, ist eine Neuauflage von Trump gegen Biden fast sicher. Die Ausgangssituation ist, dass beide Kandidaten aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters nicht sehr beliebt sind. Joe Biden wirkt bei seinen Auftritten manchmal wackelig. Donald Trump macht oft einen verwirrten Eindruck. Das ändert aber nichts an seiner Strategie der autoritären Einschüchterung, Bedrohung und Herabsetzung all jener, die ihn nicht unterstützen. Die Erfahrung zeigt, dass autoritäre Politiker am Ende das tun, was viele als übertriebene Propaganda abtun. Die Beweise sind erdrückend: Im Januar 2021 hat Donald Trump mit allen Mitteln versucht, die Bestätigung des Siegs von Joe Biden im US-Senat zu verhindern. Er verspricht, an seinem ersten Tag als Präsident ein Diktator zu sein. Seine Agenda 2025 klingt verdächtig nach einem Plan, die Institutionen zu übernehmen, wie es Polen und Ungarn und noch schlimmere Beispiele in der Vergangenheit getan haben.
Würden die Institutionen der Vereinigten Staaten seinen erneuten Versuchen standhalten? Sicher ist, dass seine Präsidentschaft das Bündnis mit den europäischen Partnern – NATO und EU – umbewerten würde. Was würde „America First“ ohne Europa bedeuten? Was würde es für die internationale liberale Ordnung bedeuten, welche die USA mit ihren Verbündeten nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut haben? Wie würde eine alternative Ordnung aussehen?
Eines ist sicher: Im neuen Zeitalter der allbestimmenden Geopolitik lassen sich Wirtschaft und Politik nicht mehr trennen.
Was muss getan werden?
Es ist zu befürchten, dass die Welt nach 2024 weniger demokratisch und mehr populistisch sein wird. Die weitere Zersplitterung der Wirtschaftsräume mit weniger Freihandel und mehr Industriepolitik ist absehbar. Als Unternehmen, Unternehmer und Privatperson müssen Sie auf das Unvorhersehbare vorbereitet sein. Die Entwicklung von Szenarien mit dazugehörigen Strategien kann Ihnen helfen, sich in jeder Welt zurechtzufinden. Entwickeln Sie realistische Szenarien mit allen Facetten, die sie mit sich bringen. Entwickeln Sie darauf aufbauend Strategien, mit denen Sie in den verschiedenen Szenarien beruflich und persönlich erfolgreich sein können.
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