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Der Schutz von Investitionsverträgen: Schutz für Ihre Auslandsinvestitionen

In der heutigen globalen Wirtschaft expandieren Unternehmen zunehmend in ausländische Märkte und sehen sich dabei oft komplexen und unbekannten Rechtssystemen gegenüber. Um diese Investitionen zu schützen, bietet der Investitionsvertragsschutz – der grösstenteils durch bilaterale Investitionsabkommen (BITs) und andere internationale Vereinbarungen strukturiert ist – wichtige rechtliche Garantien. Diese Verträge schützen ausländische Investoren vor Risiken wie Enteignung, diskriminierender Behandlung und anderen staatlichen Massnahmen, die die Rentabilität oder Eigentumsrechte beeinträchtigen könnten.

Trotz des bedeutenden Schutzes, den diese Verträge bieten, sind sie Gegenstand von Diskussionen. Kritiker argumentieren, dass solche Rahmenwerke Unternehmensinteressen gegenüber der staatlichen Souveränität bevorzugen und die Fähigkeit einer Regierung, Massnahmen zum Wohle der Allgemeinheit, wie Umweltschutz oder Arbeitsnormen, zu ergreifen, möglicherweise einschränken. Da sich die Länder zunehmend auf nachhaltige Entwicklung und regulatorische Autonomie konzentrieren, bleiben der Umfang und die Zukunft dieser Verträge ein Thema der Diskussion.

Für Unternehmen, die auf internationalen Märkten tätig sind, ist es wichtig, die Feinheiten des Investitionsschutzes zu verstehen. In diesem Beitrag untersuchen wir die entscheidenden Aspekte von Investitionsschutzabkommen, ihre Vorteile und die damit verbundenen Herausforderungen.

Welches sind die wichtigsten Schutzstandards im internationalen Investitionsrecht?

Im Investitionsrecht bezieht sich der Schutzstandard auf die verschiedenen rechtlichen Garantien, die der Gaststaat ausländischen Investoren im Rahmen internationaler Investitionsabkommen bieten muss. Zu den wichtigsten Standards gehören:

✔ Faire und gerechte Behandlung (FET): Dies ist der am häufigsten angeführte Standard, der sicherstellt, dass ausländische Investoren fair und gerecht behandelt werden und dass die Massnahmen des Staates transparent und einheitlich sind. FET schützt vor willkürlichen, diskriminierenden oder ungerechtfertigten Massnahmen durch den Gaststaat.

✔ Vollständiger Schutz und Sicherheit (FPS): Dieser Standard verlangt, dass der Aufnahmestaat ausländische Investitionen vor physischem Schaden schützt, aber in einigen Fällen wurde er auf den Rechtsschutz ausgeweitet.

✔ Schutz vor Enteignung: Investitionsverträge schützen Investoren in der Regel vor (direkter oder indirekter) Enteignung ohne angemessene Entschädigung. Enteignung bedeutet, dass der Staat Eigentum oder Kontrolle über ausländische Investitionen übernimmt.

✔ Inländerbehandlung und Meistbegünstigungsklauseln (MFN): Diese Klauseln stellen sicher, dass ausländische Investoren nicht schlechter behandelt werden als einheimische Investoren oder Investoren aus anderen Ländern.

✔ Umbrella-Klauseln: Diese Bestimmungen erheben vertragliche Verpflichtungen zwischen einem Staat und einem Investor auf die Ebene von Vertragsverpflichtungen und stellen sicher, dass Vertragsverletzungen als Vertragsverletzungen behandelt werden.

Was ist der Mechanismus zur Beilegung von Investor-Staat-Streitigkeiten?

Der Mechanismus der Investor-Staat-Streitbeilegung (ISDS) ist ein wesentliches Merkmal vieler internationaler Investitionsverträge. Er ermöglicht es ausländischen Investoren, direkt gegen einen Gaststaat zu klagen, wenn sie der Meinung sind, dass der Staat gegen Bestimmungen eines Investitionsvertrags verstossen hat, etwa durch entschädigungslose Enteignung oder unfaire Behandlung. Im Gegensatz zu traditionellen Streitbeilegungsmethoden umgeht ISDS die nationalen Gerichte und ermöglicht es Investoren, ihre Ansprüche vor internationalen Schiedsgerichten geltend zu machen.

Diese Gerichte setzen sich aus fachkundigen Schiedsrichtern zusammen, bei denen es sich in der Regel um erfahrene internationale Anwälte mit umfangreicher Erfahrung im Investitionsrecht und in der Schiedsgerichtsbarkeit handelt. Die Gerichte arbeiten unter Rahmenbedingungen wie dem Internationalen Zentrum zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (ICSID) oder der Kommission der Vereinten Nationen für internationales Handelsrecht (UNCITRAL). Der ISDS-Mechanismus stellt sicher, dass Investoren in einem neutralen Forum Rechtsmittel einlegen können, was ausländischen Investoren mehr Sicherheit und Vertrauen bieten kann.

Was sind die Vorteile der Unterzeichnung von Investitionsabkommen?

Investitionsabkommen bieten bestimmte potenzielle Vorteile:

✔ Förderung von ausländischen Direktinvestitionen (FDI): Das Hauptziel von Investitionsverträgen besteht darin, ein rechtlich sicheres Umfeld zu schaffen, das ausländische Investitionen begünstigt. Obwohl die Beweise uneinheitlich sind, deuten einige darauf hin, dass diese Verträge das Vertrauen der Investoren stärken können, indem sie rechtlichen Schutz vor willkürlichen Regierungsmassnahmen bieten.

✔ Entpolitisierung von Streitigkeiten: Investitionsverträge können Streitigkeiten entpolitisieren, indem sie es Investoren ermöglichen, über neutrale Schiedsverfahren wie ISDS direkt gegen Staaten zu klagen. Dies hilft, diplomatische Konflikte zwischen dem Heimatland des Investors und dem Gastland zu vermeiden.

✔ Rechtliche Schutzmassnahmen: Diese Verträge bieten Investoren Schutzmassnahmen wie faire und gerechte Behandlung, Schutz vor Enteignung und nichtdiskriminierende Praktiken. Diese Schutzmassnahmen können politische Risiken verringern und so Anreize für langfristige Investitionen schaffen.

✔ Unterstützung von Investitionen im Ausland: Für kapitalexportierende Länder bieten Investitionsabkommen Schutz für ihre Investoren im Ausland und stellen sicher, dass sie fair behandelt werden. Dies kann dazu beitragen, Auslandsinvestitionen zu fördern, da Unternehmen Vertrauen in Investitionen auf ausländischen Märkten gewinnen.

Auf welche rechtlichen und finanziellen Herausforderungen stossen die Staaten bei Investitionsverträgen?

Investitionsverträge können für die Gastländer mit erheblichen Kosten verbunden sein:

Kosten für Rechtsstreitigkeiten: Wenn ausländische Investoren über Mechanismen wie ISDS Ansprüche gegen Staaten geltend machen, kann die Verteidigung dieser Ansprüche sowohl für die Investoren als Kläger als auch für die Länder als Verteidiger kostspielig sein.

✔ Haftung: Die Gerichte können Investoren in Streitfällen hohe Summen zusprechen, die sich durch Faktoren wie die Berechnung künftiger Gewinne oder die Berücksichtigung von Zinseszinsen noch erhöhen können, was die finanziellen Auswirkungen auf das Gastland noch verstärkt.

✔ Reputationsrisiko: Eine ISDS-Klage gegen einen Staat kann zukünftige ausländische Investitionen abschrecken. Schon die Einleitung einer Klage, unabhängig von ihrem Ausgang, kann sich negativ auf den Ruf des Landes auswirken, mit einem noch stärkeren Rückgang der Investitionen, wenn der Staat verliert.

✔ Begrenzte politische Flexibilität: Investitionsverträge schränken oft die Fähigkeit von Staaten ein, im öffentlichen Interesse zu regulieren, insbesondere in Bereichen wie Gesundheit, Umwelt und Arbeit. Staaten können davon abgehalten werden, notwendige Vorschriften zu erlassen, weil sie befürchten, ihre vertraglichen Verpflichtungen zu verletzen.

Begrenzung der Regierungsmacht: Investitionsschutzabkommen schränken die Macht der Regierungen in Bezug auf ausländische Investitionen ein. Dies zwingt die Regierungen dazu, sich an die Grundsätze des internationalen Rechts zu halten und verlässliche und transparente Entscheidungen in Bezug auf solche ausländischen Investitionen zu treffen sowie ausländische Investoren in Bezug auf Investitionen in ihrem Land zu schützen.

Welche Politik verfolgt die Schweiz bei Investitionsverträgen und wie schützt sie Investoren?

Die Politik der Schweiz im Bereich der Investitionsverträge zielt darauf ab, einen stabilen und sicheren Rechtsrahmen zu schaffen, der im Ausland tätige Schweizer Investoren schützt und gleichzeitig ausländische Investitionen in der Schweiz fördert. Diese Politik wird grösstenteils durch ein Netz von bilateralen Investitionsabkommen (BITs) umgesetzt, die die Schweiz mit über 120 Ländern unterzeichnet hat. Diese Verträge bieten Investoren wichtige Schutzmechanismen, darunter den Schutz vor Enteignung, die Gewährleistung einer fairen und gerechten Behandlung und den diskriminierungsfreien Zugang zu lokalen und internationalen Streitbeilegungsmechanismen.

Ein wichtiger Aspekt der Schweizer Politik ist das Engagement für ISDS, das die Absicht widerspiegelt, ein faires und stabiles rechtliches Umfeld sowohl für Schweizer Investoren im Ausland als auch für ausländische Investoren im Inland zu schaffen. Dieser Mechanismus bietet Investoren einen neutralen und vorhersehbaren Rechtsweg für die Beilegung von Streitigkeiten, was ihnen eine zusätzliche Sicherheit bietet.

Neben dem Investorenschutz sorgen die Schweizer Verträge für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Regulierungsfreiheit des Staates, insbesondere in Bereichen, die für das öffentliche Interesse entscheidend sind, wie Umweltschutz und öffentliche Gesundheit. Jüngste Abkommen enthalten Bestimmungen, die notwendige Regulierungsmassnahmen in diesen Bereichen ermöglichen und sicherstellen, dass die Investorenrechte zwar geschützt sind, die Staaten aber die Autonomie behalten, eine Politik für nachhaltige Entwicklung umzusetzen. Mit diesem Gleichgewicht wahrt die Schweiz nicht nur den Investorenschutz, sondern stellt auch sicher, dass ihre Verträge mit umfassenderen nationalen und internationalen Zielen übereinstimmen und es den Regierungen ermöglichen, im öffentlichen Interesse zu regulieren, ohne die vertraglichen Verpflichtungen zu untergraben.

Was sind Beispiele für erfolgreiche Fälle im Rahmen des Investitionsschutzes?

Der Schutz von Investitionsverträgen hat eine entscheidende Rolle bei der Wahrung der Rechte von Investoren in verschiedenen internationalen Streitigkeiten gespielt. Hier sind einige bemerkenswerte erfolgreiche Fälle:

✔ Yukos gegen Russland
Dieser Fall ist einer der grössten und bekanntesten im Bereich der Investitionsschiedsgerichtsbarkeit. Die Yukos Oil Company, einst Russlands grösster Ölproduzent, wurde von der russischen Regierung in einem weithin als Enteignung angesehenen Akt zerschlagen. Die Yukos-Aktionäre reichten eine Klage gemäss dem Vertrag über die Energiecharta ein und machten geltend, dass Russland gegen seine internationalen Verpflichtungen verstossen habe. Im Jahr 2014 sprach das Schiedsgericht den Yukos-Aktionären 50 Milliarden US-Dollar zu, was den grössten Schiedsspruch in der Geschichte der Investitionsvertrags-Schiedsverfahren darstellt. Dieser Fall ist ein wichtiges Beispiel dafür, wie Investitionsverträge Investoren vor unrechtmässiger staatlicher Enteignung schützen können.
✔ CMS Gas Transmission Company gegen Argentinien
In den frühen 2000er Jahren sah sich Argentinien mit einer Finanzkrise konfrontiert und erliess Notmassnahmen, die sich negativ auf ausländische Investitionen auswirkten. CMS Gas Transmission, ein in den USA ansässiges Unternehmen, machte geltend, dass die Massnahmen Argentiniens gegen das bilaterale Investitionsabkommen zwischen den USA und Argentinien verstiessen. Das Gericht entschied zu Gunsten von CMS und sprach eine Entschädigung in Höhe von 133,2 Millionen Dollar zu. Dieser Fall ist ein wichtiger Präzedenzfall, der zeigt, dass Investitionsverträge ausländische Investoren auch in Zeiten finanzieller Schwierigkeiten eines Landes schützen können.

✔ Philip Morris gegen Uruguay
Der Tabakkonzern Philip Morris reichte im Rahmen des bilateralen Investitionsabkommens zwischen der Schweiz und Uruguay eine Klage gegen Uruguay ein und behauptete, dass die strengen Anti-Raucher-Vorschriften des Landes seinem Geschäft schadeten. Obwohl das Gericht letztlich zugunsten Uruguays entschied, ist dieser Fall nach wie vor von Bedeutung, da er zeigt, wie Unternehmen Investitionsverträge nutzen können, um gegen nationale Gesundheitsvorschriften vorzugehen. Er unterstreicht auch, dass die Gerichte Massnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit aufrechterhalten können, wenn sie im Rahmen des staatlichen Regelwerks gerechtfertigt sind.

✔ Credit Suisse AT1 Anleihegläubiger vs. Schweiz
Im März 2023 erleichterte die Schweizer Regierung die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS, was zu einer vollständigen Abschreibung des Wertes der Additional Tier 1 (AT1) Anleihen führte, wie wir in unserem letzten Insight erörtert haben. Dies führte zu erheblichen Verlusten bei den Anleihegläubigern, insbesondere aus Asien und dem Nahen Osten, die gegen die Schweiz ein Investitionsschiedsverfahren angestrengt haben und argumentieren, dass das Vorgehen der Regierung eine Enteignung im Sinne verschiedener internationaler Investitionsabkommen darstellt. Diese Fälle werden als Test dafür angesehen, wie internationale Investitionsverträge Investoren während Finanzkrisen und Zwangsfusionen schützen.

LINDEMANNLAW verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Unterstützung von Investoren bei der Inanspruchnahme des Schutzes von Investitionsverträgen. Wir sind für unsere Mandanten in Schiedsverfahren sowohl als Prozessvertreter als auch als Schiedsrichter erfolgreich tätig. Durch diese doppelte Einbindung haben wir einen komplementären Blick auf den Streitbeilegungsprozess, der es uns ermöglicht, zu verhandeln, die Rechte unserer Mandanten einzufordern und unsere Mandanten in hochdotierten Schiedsverfahren effektiv zu verteidigen, während wir während des gesamten Prozesses strategische Einsichten vermitteln. Unsere umfassende Erfahrung im Umgang mit Streitigkeiten, einschliesslich solcher, die bilaterale Investitionsabkommen (BITs) und internationale Schiedsverfahren betreffen, stellt sicher, dass die Investitionen unserer Mandanten vor potenziellen Risiken wie Enteignung, unfairer Behandlung oder regulatorischen Herausforderungen geschützt werden können.

Kontaktieren Sie uns noch heute, um zu besprechen, wie wir Sie bei Ihren internationalen Investitionen unterstützen können, oder um mehr über die Rahmenbedingungen von Investitionsabkommen zu erfahren.

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