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Auktionen bei Fusionen und Übernahmen von Banken und Vermögensverwalter – Antworten auf die wichtigsten Fragen

Bei Fusionen und Übernahmen (M&A) im Finanzsektor werden häufig Auktionsverfahren eingesetzt, um Banken, Vermögensverwalter oder Asset-Management-Unternehmen zu verkaufen. Die Prinzipien sind zwar ähnlich wie in anderen Branchen, aber das regulatorische Umfeld, die Sensibilität der Kunden und der auf Beziehungen basierende Wert führen zu einer einzigartigen Dynamik. Im Folgenden finden Sie die fünf am häufigsten gestellten Fragen zu M&A-Auktionen in diesem Sektor – zusammen mit praktischen Hinweisen für Marktteilnehmer.

Was ist eine M&A-Auktion und warum wird sie eingesetzt?

Eine M&A-Auktion ist ein strukturierter Verkaufsprozess, bei dem ein Verkäufer mehrere potenzielle Käufer auffordert, konkurrierende Gebote abzugeben. Das Ziel ist es, den Preis zu maximieren und günstige Bedingungen zu sichern, indem ein Wettbewerb geschaffen wird. Im Gegensatz zu Einzelverhandlungen verstärken Auktionen die Hebelwirkung des Verkäufers und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass das beste Ergebnis für die Aktionäre erzielt wird.

Welche Auktionsformate sind üblich?

Typische Formate sind:

  • Breit angelegte Auktion – Es werden viele Käufer eingeladen, was zu maximalem Wettbewerb und Preisspannung führt, aber auch die Risiken der Vertraulichkeit und der internen Störung erhöht.
  • Begrenzte oder gezielte Auktion – Nur eine sorgfältig ausgewählte Gruppe von Käufern (z.B. 10-50) wird angesprochen. Dies schafft ein Gleichgewicht zwischen Vertraulichkeit und Wettbewerb und ist bei Finanzdienstleistungen üblich.
  • Exklusive Verhandlung – Ein einzelner Käufer wird zur Verhandlung eingeladen. Schnell und diskret, aber in der Regel mit weniger Einfluss auf die Preisgestaltung.

Was sind die wichtigsten Phasen eines Auktionsverfahrens?

Eine Standard-Auktion läuft in der Regel in fünf Phasen ab:

  1. Vorbereitung – Verkäufer und Berater bereiten einen Teaser, ein Confidential Information Memorandum (CIM) und Vertraulichkeitsvereinbarungen (NDAs) vor.
  2. Erste Runde (Interessensbekundungen) – Potenzielle Käufer erhalten den Teaser und die CIM, führen erste Prüfungen durch und geben unverbindliche Angebote ab.
  3. Zweite Runde (Verbindliche Angebote) – Die in die engere Wahl gekommenen Käufer erhalten Zugang zum Datenraum, führen eine Due Diligence durch und geben verbindliche Angebote oder Absichtserklärungen ab.
  4. Verhandlung & Unterzeichnung – Der Verkäufer wählt den erfolgreichen Bieter aus und verhandelt den endgültigen Kaufvertrag (SPA oder APA).
  5. Abschluss – Die behördlichen Genehmigungen werden eingeholt und die Integrationsplanung beginnt.

Was sind die Vor- und Nachteile einer Auktion?

Vorteile für Verkäufer

  • Der Bieterwettbewerb führt zu höheren Bewertungen und günstigeren Konditionen.
  • Der Verkäufer behält die Kontrolle über Prozess und Zeitplan.
  • Ein transparenter Prozess unterstützt die treuhänderischen Pflichten gegenüber den Aktionären.

Nachteile

  • Zeit- und kostenintensiver aufgrund von Vorbereitung, Beraterhonoraren und Koordination.
  • Höheres Risiko von Informationslecks und Störungen von Mitarbeitern oder Klienten.
  • Behördliche Genehmigungen können den Abschluss verzögern oder erschweren.

Was ist das Besondere an Auktionen für Banken und Vermögensverwalter?

Transaktionen im Finanzsektor bringen besondere Herausforderungen mit sich:

  • Regulatorische Genehmigungen – Übernahmen von regulierten Unternehmen (z.B. gemäß FINMA, EZB, SEC) erfordern umfangreiche Genehmigungen. Die Sicherheit der Ausführung wiegt oft schwerer als der höchste Preis.
  • Kundenbindung – Der wahre Wert sind die Kundenbeziehungen und die verwalteten Vermögenswerte (AUM). Die Angebote können Earn-Out- oder Retentionsklauseln enthalten, die an die Stabilität der AUM nach dem Abschluss gebunden sind.
  • Kultureller und operativer Fit – Die Integration von Kundenbetreuern, Plattformen und Servicemodellen ist entscheidend für den Erhalt des Franchise-Wertes. Die Due-Diligence-Prüfung konzentriert sich stark auf Mitarbeiter, Compliance und Systeme.

 

Wichtigste Erkenntnisse

Thema Kerneinsicht
Zweck Auktionen schaffen Wettbewerb, um den Preis und die Konditionen zu maximieren.
Formate Breit, begrenzt oder exklusiv, je nach Vertraulichkeitsbedarf.
Phasen Vorbereitung → IOIs → Verbindliche Angebote → Verhandlung → Abschluss.
Vor- und Nachteile Höhere Bewertung und Kontrolle im Vergleich zu den Kosten, der Komplexität und dem Vertraulichkeitsrisiko.
Bank/AM Fokus Regulatorische Sicherheit, Kundenbindung und kulturelle Übereinstimmung bestimmen den Erfolg eines Geschäfts.

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